Kritiken

Ein Stück Lebenswirklichkeit

Franz Dannerbauers „ Musik Liberation Unit“ feiert 3o-jähriges Jubiläum mit neuer CD „ Paralyse.“

F.D. Zeichnet sich als formbewussten Stilisten und Melodiker aus. Seine Stücke vereinen ganz unterschiedliche Phasen und Stimmungen.

Die aktuelle CD besteht aus älteren und neuen anspruchsvollen Stücken. Er reflektiert persönliche Schicksalsschläge mit Stücken wie “ Farewell Mrs. J.B „ oder „ Old Man „ Dicke Gratulation an F.D., der immer aufrichtig seinen Weg gegangen ist und uns dabei oft bewegliche Erlebnisse verschafft hat.
(Jazz Zeitung Michael Scheiner)

Komplexe Musik , die bei aller Nachdenklichkeit kraftvoll, lebendig und immer wieder geprägt von überraschenden, zugleich sinnigen Wendungen ist.
(Jazz Podium - Tobias Böcker)

Die akt.CD die an Charles Mingus erinnert. Suitenhaftige Kompositen und Toleranz in den Stücken sind bewundernswert. Für den Hörer ein Jazzerlebnis.
(Edelhagen)

Wechselreich im Sound, sauber in der Intonation

Und tatsächlich ist es die wohl beste Band, die Dannerbauer je um sich versammelt hat, um seine weiträumigen Partituren zu verwirklichen. Lauter Topjazzer... Andrew Naughton, Stefan Zenker, Gerhard Gschlössl, Martin Kolb und Claus Raible. ... Höhepunkt des Abends war die ausgreifende Komposition "Porträt", die in ihrer Vielgestaltigkeit, ihren Stimmungswechseln und ihrer expressiven Intensität seine individuelle Sonderstellung im heutigen Jazz, fernab ausgefahrener Routine, am überzeugendsten bewies...
(Claus Regnault, Süddeutsche Zeitung)

The Segregated Way

Es ist nicht nur musikalisches Herumexperimentieren, womit der Bassist Dannerbauer und seine Band sich wohltuend aus der Masse deutscher Jazzmusiker hervorheben. Vielmehr steht ihre Musik immer unter einem politischen oder biographischen Motto. "Covered Faces" (Anm.: 1989) widmet Dannerbauer bayrischen Politikern, jeder Titel wird kommentiert. Nicht zufällig sind die Eigenkompositionen deshalb emotionsgeladen, wechseln von melancholischen, glatten Melodien zu temperamentvoll wütenden Bläserimprovisationen, die immer wieder zum klaren Unisono zurückfinden.
(K. Erlenwein, Donauwörther Tageszeitung)

Wenn jemand wie Franz Dannerbauer sich so eindeutig zur Musik von Charles Mingus bekennt, hat das nichts mit dem Revival eines bestimmten Jazz-Stiles zu tun. Das Werk des grossen Bassisten ist nicht deshalb bemerkenswert, weil es Swing und Bebop an die Grenze zum Freejazz führte. ... Und hier öffnet sich für Franz Dannerbauer eine Tür. Seine Gruppe „Music Liberation Unit" spielt nach Prinzipien, nach denen sich Mingus selbst Zeit seines Lebens gerichtet hat. (Süddeutsche Zeitung)

Man ahnt und behält recht. Hinter dem Titel „The Segregated Way", der zweiten LP von Franz Dannerbauers "Music Liberation Unit", verbirgt sich auch eine Botschaft, die der Bassist dem Hörer vermitteln möchte. Am eindrucksvollsten ist, wie Franz Dannerbauer einen auf seinen Weg hinführt. In „The Segregated Way Part I" taucht nach dem Klaviereinstieg auf seinem Bass eine harmonische Bewegung auf, die sich durch das ganze Stück zieht. Eine kleine Sekunde, die in den streng arrangierten Teilen dominiert und den dunklen, bedrohlichen Marschrhythmus unterstützt. In den fast konventionell swingenden Passagen tritt sie immer mehr zurück, um einer freundlichen, gelösten Stimmung zu weichen. Dannerbauer versucht in seinen Kompositionen nicht, die Gegensätze aus Trauer und Freude, Hell und Dunkel, fliessenden und marschähnlichen Metren zu verschmelzen, fast immer spürt man die Zäsur. (Jazz Podium)

Der Bassist Franz Dannerbauer, ein verdienter Musiker aus Bayern, hat mit seiner Gruppe "Music Liberation Unit" ein ausgesprochen wohlbalancierte Jazzplatte eingespielt. Es werden alle Register der dynamischen Gestaltung gezogen. Modern Jazz, bei dem harmonischer Wohlklang und Zugänglichkeit nicht mit Sicherheit verwechseln werden. (WOM)

Suspense

Tenorist Michael Green spielt mit vollem, etwas trockenem Ton, glatter und mehr auf dem Beat, steigert sich bei „Memory of Charles Mingus" in dem nachempfundenen Dolphy-Mingus-Dialog zwischen Tenorsax und Bass aber zu ekstatischen Ausbrüchen. Mit einem Halbton-Ostinato des Basses geht dieser Dialog in ein Duett von Tenorsax und Flügelhorn über, in dem eine Artie Shaw's Nightmare erinnernde dämonische Stimmung entsteht. Ein Originalzitat von Mingus, „Hora Decubitus", führt zur Themenreprise.
(Jazz-Zeitung München, CD „Suspense")

Cross In The Darkness

„Cross in the Darkness" aus der gleichnamigen CD, mit der Franz Dannerbauer das 15-jährige Bestehen seiner "Music Liberation Unit" feiert, wirkt wie eine kleine Verbeugung vor Mingus „Tijuana Moods". Doch Franz Dannerbauer als bayrischen Mingus zu bezeichnen, griffe zu kurz. Wo der schwarze Amerikaner von Blues und Gospel durchtränkt ist, da zeigt sich Dannerbauer als weisser Europäer mit impressionistischer Palette und Marschreminiszenzen vom Kabarett.
(Kulturforum München, Applaus)

Nach fast zehn Jahren eine neue CD: Er lässt sich nicht unterkriegen, der kernige Oberbayer Franz Dannerbauer, b, dessen Music Liberation Unit nun schon seit 1980 in wechselnden Besetzungen nicht ohne politischen Anspruch ihr Wesen treibt. Dannerbauer ist ein kritischer Querkopf, ein Einzelgänger, einer, der für die Schubladendenke nicht zu fassen ist. Seine weit geschweiften Suiten-ähnlich ausgetüftelten Kompositionen mit den vielen Takt- und

Tempowechseln erstellt er als Partituren, stattet sie zugleich mit jenen Räumen der Freiheit aus, ohne die Jazz nicht mögliche wäre. Zur Realisierung beider Pole, der Freiheit der Improvisation wie der Bindung an die Komposition, hat sich Dannerbauer beim Konzert in Heilbronn der Mitwirkung von fünf hochgradig versierten Mitstreitern aus seinem Münchner Umfeld versichert: Karl Lehermann, tp, flh, Maximilian Braun, ts, fl, Tizian Jost, p, Joe Baudisch, dr, sowie Gerhard Gschlößl. Tobias Böcker (Jazzpodium)

"it Goes on" live in Heilbronn 2007 (MLU Records 2008) Franz Dannerbauer dokumentiert auf seiner aktuellen Live-CD, dass es mit frischem Wind immer weiter geht ... "it goes on" eben! So unabhängig sich der bayerische Bandleader, Komponist und Bassist mit seinem eigenen Label bei Produktion und vertrieb seiner Tonträger macht, so emanzipiert verfährt seine 1980 gegründete "Music Liberation Unit" mit der stilistischen Konvention. Betont wagemutig wird mit allem jongliert, was die Genres eines -allerdings sehr virtuos gehandhabten- Modern Jazz hergeben. Dichte Bläser-Chorusse, einprägsame Themen und immer wieder himmelstürmende Soli auf Trompete, Flügelhorn, Saxofonen und Piano, das alles bildet verschlugende Wege und fügt sich zu weitläufigen Suiten mit ständigen, gewagten Metren- und Stimmungswechseln. Sicherheit in Bezug aufs Kommende gibt es hier kaum und das macht das Hören und sicherlich auch die Live-Auftritte der "MLU" so kurzweilig! Was rasant im Bossa-Nova-Rhythmus loslegt, kann schon im nächsten Moment in quirlige Bob-Phrasen umschalten, bevor schließlich ein Blues gewissermaßen die Zielgerade darstellt. Und so manche Ballade wird plätzlich zu etwas ganz anderem, wenn rollende Sechsachtel-Grooves und beschwörende Ostinati ins Spiel kommen. Trotzdem artet es nie zur Collage aus, sondern bleibt dramaturgisch einleuchtende Komposition. Stefan Pieper (Jazzzeitung)