Jazz, der ewige Kampf gegen die Windmühlenflügel der Ignoranz. Einer wie Franz Dannerbauer weiß seit 1980 ein Lied davon zu spielen. Solange schon kämpft der Kopf der Music Liberation Unit (MLU) den symbolhaften Kampf des Don Quichote in den Irrungen des Business. Wo andere längst aufgehört hätten, macht Dannerbauer einfach weiter, unverdrossen, voller Idealismus.

Seine schwierigen, abseits der gängigen Tretmühlen liegenden Partituren verlangen von Bandkollegen allerhöchste Konzentration. Denn das Ertasten der treffenden Ausdrucksskala inmitten der vielen präzisen Vorgaben „is für eana scho hart“ (O-Ton Dannerbauer). Vergleiche zu Mingus lassen sich nicht vom Tisch wischen: die politische Aussage, die Verarbeitung persönlicher Konflikte, der Bass, die zwischen Avantgarde und Hardbop angesiedelten Arrangements. Aber bei Franz Dannerbauer dominieren auch die Einflüsse der eigenen Kultur.

Ein schwebender Hauch deutschen Kabarett-Miefs, bittersüße Anklänge an Kurt Weill und hüpfende Folklore-Fragmente durchziehen ein Netz aus swingenden Strukturen und Free-Jazz-Fetzen. Das aktuelle Programm bietet einen suitenhaften Querschnitt aus 35 Jahren MLU. Die Bilanz eines ungewöhnlichen Einzelgängers, der längst ein Teil der deutschen Jazzgeschichte geworden ist.

*Text. Birdland - Jazzclub Neuburg an der Donau